Popaganda

Ein Festivalplakat, auf dem die übergroß gezeichnete graphische Version eines auf kunterbunten Wellen schwimmenden Badeentchens zu sehen ist, verspricht an sich ja schon Spaß. Tummeln sich unter den Headlinern Namen wie Mø, James Blake und Shout Out Louds, kann sich der Herzschlag schon mal voller Vorfreude verdoppeln.Zur Feier des Tages hatten wir unseren Füßen tanzfeste Schuhe gegönnt und Klebetattoos von so mangelhafter Qualität gekauft, dass sie schon nach zehn Minuten in der Sonne zu bröckeln begannen. Wenn Karen aufgeregt ist, beginnt sie zu hüpfen und so folgte ich einem lebenden Flummi zum Auftritt der ersten Band “Urban Cone”. Die fünf Jungs stammen wie die meisten anderen Künstler des Festivals aus Schweden. Sie begeisterten uns ab dem ersten Gitarrenschrammen mit einem elektronisch angehauchtem Indieklang, der an eine moderne Version einstiger OC-Soundtrack-Boyband-Crushes erinnert.

Auf dem Festivalgelände gab es eine Menge zu entdecken. Toll fanden wir die schier unendliche Auswahl an hippen Falafel-/Sushi- und Burritoständen, die Ben & Jerry’s Fotobox samt Kuhmaske und das in jedem Dixieklo vorhandene Handdesinfektionsspray. Etwas skurril allerdings war die Abgrenzung eines festen Bereichs, in dem Alkohol gekauft und getrunken werden durfte, samt Security und Bauzaun. Auf dem restlichen Gelände, also somit auch vor den Bühnen war dies strengstens verboten, was einmal mehr sinnbildlich  für Schwedens eher unentspannten Umgang mit dem berauschenden Gesüff steht.

Nun aber zurück zur Musik: besonders beeindruckt war ich von den Auftritten der Solokünstlerinnen Mapei, Mø und Seinabo Sey. Die Eine rappte in der Nachmittagssonne über Geschlechterunterschiede im Festivallineup, die Andere leante sich mit einzigartig skurril-schönen Körperbewegungen on das begeisterte Publikum und die Letzte ließ mit ihren Accapellaelementen ganze Scharen von Mündern offen stehen. Interagiert wurde vor allem auf Schwedisch, wobei das Lokalpublikum sich lieber einmal zu viel als zu wenig zum Tanzen animieren lässt. Einzig bei der Band LAAKSO tanzten und sangen so ziemlich alle mit, was man wohl nur nachvollziehen kann, wenn man wie die meisten Besucher zu diesen Klängen pubertiert hat.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich begeistert bin und definitiv jederzeit wieder 495 SEK in solch einen Tag investieren würde.

Klangbeispiele:

Die Dänin .

Mapeis Song “Don’t wait” habe ich letzten Sommer fast bis zum Umfallen gehört, “believe” hat mich in der Liveversion aber fast noch ein bisschen mehr gepackt.

Die Acoustikversion von Seinabo Seys bekanntestem Song “younger” gibt es hier.

Info:

Das Musikfestival Popaganda findet jedes Jahr an zwei Tagen im August statt. Ich habe ein Lördagsbillet gekauft.


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